Das schönste Mädchen der Welt

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Der Stoff des Cyrano de Bergerac verpackt in eine Teenager-Komödie: das ist „Das schönste Mädchen der Welt“. Der Film aus dem Jahr 2018 von Aron Lehmann hat den 17-jährigen Cyril, gespielt von Aaron Hilmer, zur Hauptfigur. Und der macht seine Sache richtig gut. Ja, ich würde sogar sagen: ohne ihn in der Hauptrolle wäre der Film ein billiger Teenie-Abklatsch des großen Stoffes geworden. 

Wenn er sich gleich am Anfang des Films mit seiner Mutter Wortgefechte liefert, setzt er den Maßstab, der dem Film seine Qualität verleiht: richtig gute Dialoge, mal gepfeffert, mal voller Humor. Schlagfertigkeit wie man sie sich wünscht. Dabei wird Cyril von seinen Mitschülern unterschätzt und aufgrund seiner großen Nase geärgert und leidet auch selbst darunter. Wenn Cyril bei Rap-Battles teilnimmt, trägt er eine goldene Maske – und fühlt sich sicher. Aber was nutzt ihm dies, wenn er nur so maskiert auftrumpfen kann, als er sich bei der Berlin-Fahrt in die neue Mitschülerin verliebt? Nun: herzlich wenig. Natürlich – so muss es nun eben sein – verliebt sie sich in den schüchternen, nicht gerade hellen Mitschüler Rick, für den Cyril nun textet. 

Auch wenn durch die Klassenfahrt-Atmosphäre der Film zwischendurch merklich abflacht, zeigt er immer wieder sein Potenzial, sodass er nicht Gefahr läuft, zur albernen Teenagerkomödie zu werden. „Das schönste Mädchen der Welt“ bietet kurzweilige Unterhaltung mit klugen Dialogen. 

Hier geht es zu dem Film bei der Osianderschen Buchhandlung

Bild: Cyrano de Bergerac, Julia Casado/pixabay.com

Alles außer irdisch

Horst Evers hat mit „Alles außer irdisch“ eine herrlich schräge Geschichte geschrieben. Evers‘ Hörbuch ist ein herrlicher Klamauk, der sich in die Tradition der Lügengeschichten einreiht und erinnert stark an die Bücher von Douglas Adams, allen voran „Per Anhalter durch die Galaxis“.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Ein Raumschiff fliegt auf den gerade eröffneten Berliner Flughafen und zerstört ihn am Tag der Eröffnung. Der eher einfältig wirkende Goiko Schulz wird zum Retter einer Passagiermaschine und plötzlich zum Reisenden im Weltraum, der die Welt vor ihrer Zerstörung retten könnte…

Horst Evers hat hörbar Spaß daran, seine Geschichte immer weiter zu drehen. Immer kruder wird die Handlung, immer schräger die Erfindungen und die Wesen des Weltalls. Und auch die Handlung driftet immer weiter ab, schlägt Räder und dreht  ihre Pirouetten bis ins Unendliche. Intelligentes Plastik, Nietzsche, außerirdische Trickphilosophen, Ninja-Katzen: Horst Evers beweist mit „Alles außer irdisch“ großen Erfindungsreichtum.

Gelesen wird das Hörbuch von Horst Evers selbst. So ist „Alles außer irdisch“ mit seiner herrlich kruden Geschichte ganz wunderbar zu hören.


Horst Evers: 

Alles außer irdisch 
argon Hörbuch 2016
ISBN 9783839893845

Die Geschichte vom Brandner Kaspar

Ein Büchsenmacher, der den Teufel austrickst und beim Kartenspiel einundzwanzig weitere Lebensjahre rausholt: das ist das Thema von Joseph Vilsmeiers Film „Die Geschichte vom Brandner Kaspar„. 

Die Geschichte basiert auf einem alten Volksstück, und so bedient sich auch der Film am Genre des Heimatfilms. Wilderei, Eifersucht und Vergebung: große Gefühle landen auf der Leinwand. Freilich mit so viel Humor, dass es über weite Strecken eine Parodie darauf ist. So sind beispielsweise im bayerischen Himmel die Engel in Lederhosen gekleidet.

Für mich gehört „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ zu den Filmen, die man – auch wenn der Inhalt schnell erzählt ist – immer wieder ansehen kann. Das liegt einerseits am Humor, der den Film durchzieht, aber auch an einzelnen Szenen, die sich einprägen. Dazu gehört nicht nur die legendäre Szene, in der der Brandner dem Teufel die 21 Jahre beim Kartenspielen abluchst – indem er ihn betrunken macht und außerdem noch ordentlich schummelt. Insgesamt sind es die knappen, treffenden Dialoge, die den Film so sehenswert machen.

 

 

Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein

Was Torsten Sträter ausmacht, ist sein Understatement.         Belangloses wird aufgegriffen, ausgeweitet, verformt und es entsteht eine zumeist grotesk anmutende Geschichte. Auch in seinem neuen Buch „Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein“ schreibt Torsten Sträter so seine Texte.

So ist das, was Torsten Sträter hier präsentiert, ein Konglomerat aus einerseits billigem momenthaftem Klamauk und andererseits  witzigen Einfällen, aus denen echte Geschichten werden. Die Geschichten aus seiner Kindheit, die sich langsam entwickeln, gehören zu stärksten Texten des Buches. Auch Anspielungen zwischen den Texten sind hier zu finden. Allerdings nur dort, wo sie aus einer Feder sind, sprich aus dem gleichen Bühnenprogramm stammen.

Die bunte Mischung, die in „Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein“ zu finden ist, bringt mit sich, dass jeder hier etwas finden kann, das ihm gefällt. Von den fantasievollen Beschreibungen unerklärlicher Gegenstände aus der Fernsehsendung „Sträters Männerhaushalt“ über die Pressesprecher-Texte aus „extra 3“ bis hin zu den erzählenden Texten wie „Omma“.

Ein großer Wurf ist das Buch keinesfalls. Dafür ist es zum einen zu sehr Sammelsurium, zum anderen sind auch zu viele schlechte Texte zu finden. Bei den Pressesprecher-Texten fehlt oft der eine rote Faden – um billiger Gags willen wird eine inhaltlich klare Linie aufgegeben. Andere Texte sind einfach inhaltlich schlecht wie etwa „Plastikmüll“, wo ein ernstes Thema wenig gekonnt aufgegriffen wird. Es scheint so, dass Sträter inhaltliche Positionierungen auf Teufel komm raus vermeiden will. Da hilft auch Sträters sprachliche Virtuosität nicht weiter.

Andere Bücher von Sträter haben mir besser gefallen.


Torsten Sträter:
Es ist nie zu spät, unpünktlich zu sein
Ullstein-Verlag 2019
ISBN 9783864931093

Ruperts Tagebuch: Zu nett für dieses Welt

Rupert ist zu nett für diese Welt. Das sagt sein Vater zumindest immer. Dass es stimmt, kann man jetzt in Jeff Kinneys neuem Comicbuch „Ruperts Tagebuch“ nachlesen. Wer glaubt, es gehe in Ruperts Tagebuch nicht um Greg, der irrt.

Erzählt wird eher episodenhaft – zum Beispiel, was Greg von Ruperts Idee hält, wie unerträglich Greg als Lernpartner ist, wie Rupert und Greg einen Superhelden-Comic erschaffen wollen. Der einzige rote Faden ist Greg – denn um ihn geht es in dem Buch, genauer gesagt: darum, wie Rupert Greg sieht. Das ist mitunter sehr, sehr lustig. Besonders, weil Rupert sich immer wieder von Greg über den Tisch ziehen lässt – aber wer würde nicht auch gerne eine Gute-Junge-Auszeichnung bekommen!

Mit „Ruperts Tagebuch“ ist es Jeff Kinney gelungen, Gregs Tagebuch in ähnlicher Manier weiterzuführen, ohne dass es ein reiner Abklatsch ist. Ein wenig gestört hat mich nur, dass es keine richtige fortlaufende Handlung gibt.

 

Jeff Kinney: 
Ruperts Tagebuch.
Zu nett für diese Welt! 
Baumhaus-Verlag 2019 
ISBN 9783833906015